Kettenacker von Rainer Gross

Ein kauziger Hobbyarchäologe findet in einem Wald ein verwittertes Kinderskelett. Schnell wird deutlich, dass der Tod des Mädchens sich in den 30er Jahren zugetragen haben muss. Als Hermann Mauser, der pensionierte Lehrer und Hobbyarchäologe, mehr und mehr zu der Einsicht gelangt, dass dieses lang zurückliegende Verbrechen möglicherweise etwas mit seiner eigenen Familiengeschichte zu tun hat, fängt er an, nachzufragen.

Gibt es eine Verbindung zu Mausers Schwester Mutz, die im Rahmen des Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten als Schwachsinnige ermordet wurde? Was ist damals geschehen, das die extreme Wesensveränderung der Schwester herbeigeführt haben könnte? Je mehr Mauser nachfragt, umso mehr stößt er dabei in der Dorfgemeinschaft auf tiefes, unwilliges Schweigen.

Rainer Gross erfindet mit Kettenacker ein typisches Dorf, die Leute sind Fremden gegenüber zurückhaltend und misstrauisch, man geht Sonntags in die Kirche und danach zum Fußball oder gleich in die Dorfkneipe. Frauen kommen nur in Nebensätzen vor. Eine archaische Welt voller Gerüchten, Vorurteilen, Schweigen und gut gehütetenr Geheimnissen. Das Karge und Freudlose zieht sich wie düstere Filmmusik durch die Geschichte und bildet den unheilschweren Hintergrund für diese Erzählung.

Rainer Gross’ Krimi ist genau das richtige Buch für dieses regnerische Frühherbstwetter, Melancholie trifft auf weite Landschaften, die Seele trägt grau, man kann sich einmummeln, Tee trinken und sich den vielen existenziellen Fragen hingeben, die das Buch so gekonnt aufwirft. Fazit: Lesen!!